Das Tanejew Projekt

Obwohl die Musik Tanejews in den letzten zwanzig Jahren eine Renaissance erlebte, gibt es doch von seiner Kammermusik keine aktuelle Gesamtaufnahme. Das Berner Rasumowsky Quartett möchte diese Lücke schliessen und stellt sich der Herausforderung einer Einspielung der sechs Streichquartette, der beiden Streichquintette sowie der Streichtrios, darunter auch ein Trio in der seltenen Besetzung mit Violine, Viola und Tenorviola. Grundlage für die Einspielung bildet die historisch informierte Auseinandersetzung mit den Autographen der Werke, die in der Glinka Bibliothek in Moskau liegen. Mit bewährter Akribie und textgetreuer Interpretation soll so in den nächsten Jahren eine Referenzaufnahme entstehen, die dem Rang dieses bedeutenden Musikers entspricht.
Für eine erste CD fiel die Wahl auf das 1. Streichquartett op. 4 in b-Moll sowie auf das 4. Streichquartett op.11 in a-Moll. Die Aufnahmen finden im April 2024 im Teatro Vaccaj in Tolentino (Italien) statt. Das Label Brillant Classics aus Holland übernimmt die Veröffentlichung und das Marketing.

Programme:
Programme 2023/2024

«Beethoven und Tanejew»

Beethoven schrieb sein Streichquartett op. 59/1 für den russischen Gesandten in Wien, Graf Rasumowsky. Als kleine Reverenz nimmt Beethoven ein russisches Volkslied aus einer Liedersammlung, die 1790 in St. Petersburg erschien und eröffnet damit den letzten Satz. Beethoven war ein grosses Vorbild für den russischen Romantiker Sergej Tanejew. Mit seinem ersten Streichquartett gelang Sergej Tanejew gleich grosser Wurf. Besonders in den langsamen Sätzen ist die Nähe zum späten Beethoven spürbar.

Ludwig van Beethoven Streichquartett op. 59/1, F-Dur
Sergej Tanejew Streichquartett Nr. 1 op.4, b-Moll

«Mozart und Schostakowitsch »

Mozart war Schostakowitschs Lieblingskomponist. In seinem 1. Streichquartett ist Schostakowitschs Klangsprache bereits voll entwickelt. Das Stück verströmt noch eine gewisse Unbeschwertheit, die an Mozart erinnert. Kombiniert wird das Werk mit Mozarts frühem Divertimento in D-Dur und seinem letzten Quartett in F-Dur, das erst nach Mozarts Tod veröffentlicht wurde.

Wolfgang Amadeus Mozart Divertimento D-Dur KV 136
Dmitri Schostakowitsch Streichquartett C-Dur op. 49
Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartett F-Dur KV 590

«Schubert und Fröhlich»

Theodor Friedrich Fröhlich ist der einzig bedeutende Schweizer Romantiker und wird oft als «Schweizer Schubert» bezeichnet. Fröhlichs Streichquartett f-Moll aus dem Jahr 1826 ist sein vielleicht originellstes Werk dieser Gattung. Zwei Jahre vorher schrieb Schubert sein berühmtestes Streichquartett «Der Tod und das Mädchen». Da es erst 1829 veröffentlicht wurde, ist es höchst unwahrscheinlich, dass Fröhlich dieses kannte, dennoch gibt es hier erstaunliche Parallelen.

Theodor Friedrich Fröhlich Streichquartett f-Moll
Franz Schubert Streichquartett d-Moll, D 810 «Der Tod und das Mädchen»

«Swiss made»

Drei Schweizer Komponisten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Während Fröhlich als der Schweizer Schubert gilt und Zeit seines Lebens so gut wie keine Anerkennung für sein Schaffen erfuhr, war der in Basel geborene Albert Möschinger in Künstlerkreisen bestens eingeführt und wurde häufig aufgeführt. Das Streichquartett «Auftrieb» von Leo Dick ist eine Auftragskomposition des Rasumowsky Quartetts anlässlich des Musikfestivals Bern von 2016. Leo Dick experimentiert darin mit Naturtönen und erweitert das klassische Instrumentarium um Kuhglocken und eine singende Säge.

Friedrich Theodor Fröhlich (1803-1836) Streichquartett f-Moll
Leo Dick (*1976) Streichquartett «Auftrieb»
Albert Möschinger (1897-1985) Streichquartett Nr. 5 «Colloqui»