Programme 2025/2026

«Mozart und Schostakowitsch»

Bezüge von Mozart zu Schostakowitsch gibt es viele. Beide waren eingebunden in gesellschaftliche Konventionen, die bei aller Unterschiedlichkeit doch grossen Einfluss auf das Schaffen hatten. Beide waren in Bezug auf die Form nicht besonders innovativ. Das, was sich aber innerhalb der äusseren Erwartung abspielt, ist zutiefst persönlich und individuell. Die Gegenüberstellung von Mozarts letzten Streichquartett mit den Quartetten 1 und 4 von Schostakowitsch scheint uns hier besonders überzeugend.

Wolfang Amadeus Mozart

Streichquartett F-Dur KV 590

Dmitri Schostakowitsch

Streichquartett Nr. 1

Dmitri Schostakowitsch

Streichquartett Nr. 4

«Letzte Werke»

Beethoven und Schostakowitsch haben ein vergleichbar bedeutendes Oeuvre für Streichquartett geschaffen. Die beiden letzten Werke sind sehr unterschiedlich. Während Schostakowitsch zu einem langen Schwanengesang ansetzt, geht Beethoven in seinem letzten Streichquartett fast wieder einen Schritt zurück und findet zu einer unerwarteten Leichtigkeit, die seinen musikalischen Vorbildern Mozart und Haydn die Referenz erweist.

Dmitri Schostakowitsch

Streichquartett Nr. 15

Ludwig van Beethoven

Streichquartett F- Dur, op. 135

«Wege zu Schostakowitsch»

Am Tag vor seinem Tod spielte Schostakowitsch mit einem Freund Beethovens «Grosse Fuge» auswendig am Klavier in einer 4-händigen Fassung. Die Verehrung für Beethoven war gross. Auch Tanejew bewunderte Beethoven. Er, der so oft Unterschätzte, bildet die Brücke zwischen Beethoven und Schostakowitsch. Ohne Tanejew wäre Schostakowitsch nicht denkbar. Das 14. Quartett von Schostakowitsch wirkt wie ein Gespräch über hochphilosophische Themen und vermittelt doch so etwas wie zarte Zuversicht.

Sergej Tanejew

Streichquartett Nr. 4

Dmitri Schostakowitsch

Streichquartett Nr. 14

Ludwig van Beethoven

Grosse Fuge op. 133

«Schostakowitsch pur»

Dieses Programm vereint sehr unterschiedliche Werke. Das 4. Quartett hat noch eine gewisse Leichtigkeit, während das 9. Quartett ein grossdimensioniertes Werk ist, das die ganzen Abgründe und Ängste widerspiegelt, die Schostakowitsch nach dem vernichtenden Urteil «Chaos statt Musik» über seine Oper Lady McBeth erleben musste. Zwei Stücke aus gerade dieser Skandaloper hat Schostakowitsch später selbst für Streichquartett arrangiert.

Dmitri Schostakowitsch

Streichquartett Nr. 4

Dmitri Schostakowitsch

Zwei Stücke aus Lady Macbeth

Dmitri Schostakowitsch

Streichquartett Nr. 9

Weitere Programme:

«Beethoven und Tanejew»

Beethoven schrieb sein Streichquartett op. 59/1 für den russischen Gesandten in Wien, Graf Rasumowsky. Als kleine Reverenz nimmt Beethoven ein russisches Volkslied aus einer Liedersammlung, die 1790 in St. Petersburg erschien und eröffnet damit den letzten Satz. Beethoven war ein grosses Vorbild für den russischen Romantiker Sergej Tanejew. Mit seinem ersten Streichquartett gelang Sergej Tanejew gleich grosser Wurf. Besonders in den langsamen Sätzen ist die Nähe zum späten Beethoven spürbar.

Ludwig van Beethoven Streichquartett op. 59/1, F-Dur
Sergej Tanejew Streichquartett Nr. 1 op.4, b-Moll

«Schubert und Fröhlich»

Theodor Friedrich Fröhlich ist der einzig bedeutende Schweizer Romantiker und wird oft als «Schweizer Schubert» bezeichnet. Fröhlichs Streichquartett f-Moll aus dem Jahr 1826 ist sein vielleicht originellstes Werk dieser Gattung. Zwei Jahre vorher schrieb Schubert sein berühmtestes Streichquartett «Der Tod und das Mädchen». Da es erst 1829 veröffentlicht wurde, ist es höchst unwahrscheinlich, dass Fröhlich dieses kannte, dennoch gibt es hier erstaunliche Parallelen.

Theodor Friedrich Fröhlich Streichquartett f-Moll
Franz Schubert Streichquartett d-Moll, D 810 «Der Tod und das Mädchen»

«Swiss made»

Drei Schweizer Komponisten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Während Fröhlich als der Schweizer Schubert gilt und Zeit seines Lebens so gut wie keine Anerkennung für sein Schaffen erfuhr, war der in Basel geborene Albert Möschinger in Künstlerkreisen bestens eingeführt und wurde häufig aufgeführt. Das Streichquartett «Auftrieb» von Leo Dick ist eine Auftragskomposition des Rasumowsky Quartetts anlässlich des Musikfestivals Bern von 2016. Leo Dick experimentiert darin mit Naturtönen und erweitert das klassische Instrumentarium um Kuhglocken und eine singende Säge.

Friedrich Theodor Fröhlich (1803-1836) Streichquartett f-Moll
Leo Dick (*1976) Streichquartett «Auftrieb»
Albert Möschinger (1897-1985) Streichquartett Nr. 5 «Colloqui»